Servus liebe Leseratten,
seit einziger Zeit beschäftige ich mich mit GEBRAUCHTEN Solarmodulen. Warum? Weil sie viel günstiger zu haben sind als neue. Und das wiederum bedeutet, dass sie sich viel schneller amortisieren.
Ich war zunächst total erstaunt, wie viele gebrauchte Module es gibt. Wenn man davon ausgeht, dass manche Hersteller mittlerweile 30 Jahre Garantie geben (früher waren 20 Jahre der Standard), erscheint es auf den ersten Blick mega-verdächtig, wenn jemand sie nach nur 5 Jahren wieder abmontiert und verkauft.
Warum sollte jemand das also tun? Und woher kommen diese tausenden Panele, die im Netz angeboten werden? Die Antworten: Weil es wirtschaftlich sinnvoll ist. Von Solarparks.
Stellt euch vor, ihr hättet einen kleinen Solarpark und würdet vom Verkauf des erzeugten Stroms leben. (Das wäre ein ziemlich gemütlicher Job, weil die Sonne im Grunde die ganze Arbeit für euch erledigt.) Euer Solarpark hat eine gewisse Größe, und ihr habt 2015 auf jedem freien Quadratmeter Module aufgestellt. Nehmen wir an, diese Module produzieren jedes Jahr ungefähr 300.000 kWh Strom (viel Strom, der euch viel Geld bring).
Bei einer solchen Anlagengröße könnt ihr davon ausgehen, dass sie sich spätestens nach 3 Jahren amortisiert hat. Also das ganze Geld, das ihr dafür bezahlt habt (inkl. der Montageständer, Kabel, Wechselrichter, Lieferung, Montage etc.), ist wieder zu euch zurückgeflossen. Jeder weitere Tag, den die Anlage ab jetzt läuft, ist euer Gewinn. Gleichzeitig ist die Anlage aber immer noch ganz schön viel wert. Ihr nutzt sie weiter.
Wieder 2 Jahre später ist die Anlage deutlich weniger wert (abgeschrieben), bringt aber immer noch annähernd so viel Strom wie am ersten Tag. Auf derselben Fläche könntet ihr aber auch neue Panele montieren, die statt 300.000 kWh nun schon 450.000kWh liefern würden. (Die jährliche Leistungssteigerung bei Solarmodulen ist wirklich beeindruckend). Gleichzeitig bekommt ihr für eure alten Module auf dem Gebrauchtmarkt immer noch Geld. Also ist es ein guter Zeitpunkt für euch, alle Module tauschen zu lassen, obwohl ihnen gar nichts fehlt.
Weil es in Europa zum Glück immer mehr Solarparks gibt, kommen auch immer mehr gebrauchte Module auf den Markt. Anders als bei Gebrauchtwagen muss man auch kein Genie sein, um zu erkennen, ob man eine Gurke angedreht bekommt. Einfach das Modul in die Sonne halten und mit einem Messgerät nachprüfen. Wenn das Modul noch die Werte bringt, die hinten draufstehen, ist alles gut. Und wundert euch nicht, wenn Module sogar nach zehn Jahren noch immer besser sind als die Werte auf dem Aufkleber. Die meisten Hersteller planen großzügige Reserven für die lange Garantiezeit ein. Selbst Module mit Rissen und Sprüngen haben bei Tests oft noch die angegebenen Werte (trotzdem solltet ihr sie nicht mehr montieren, weil Wasser reinkommen könnte – und das wäre blöd.)
Wir werden also in den nächsten Jahren immer mehr gebrauchte Module bekommen, die es immer billiger machen, eigenen Strom zu produzieren (auch fürs Elektroauto). Zuerst packen wir sie aufs Dach, dann aufs Carport, dann kommt die Fassade dran oder der Balkon. Auch der Gartenzaun ist eine Möglichkeit. Und glaubt es – oder nicht, ich habe bereits die ersten Panele gesehen, die auf einem (flachen) Norddach montiert wurden. Das ist zwar definitiv nicht der beste Platz, aber wenn ihr die Module günstig bekommt und sonst keine Möglichkeit zur Montage habt, ist wenig Strom immer noch besser als kein Strom.
lg
albert
(der sich schon auf die Montage seiner neuen Gebrauchten freut)